Beate Sommer
Schriftstellerin

...und wie es dazu kam.

Vita, die trockene Version

Beate Sommer, geboren 1958 in Schleswig-Holstein, verbrachte ihre Kindheit auf Wanderschaft, darunter drei Jahre in den USA. Nach dem Abitur zog sie der Liebe wegen nach Hessen, wo sie mit ihrem Mann eine Buchhandlung gründete. Die Leidenschaft für Kriminalromane führte zum Wechsel ans andere Ende der „Nahrungskette Buch“, und heute lebt sie als freie Autorin in Ostfriesland.
Bisher bei Emons erschienen: Hättest du geschwiegen, 2009; Autorentod, 2010; Spur nach Ostfriesland, 2011; Wenn Ostfriesen sterben, 2013; Götter für Ostfriesland, 2015

Die Autorin wird vertreten durch:

 

Butter bei die Fische oder:

Vita, die ausführliche Version

Geboren 1958 in Schleswig-Holstein, verbrachte ich als Tochter eines Bundeswehrsoldaten meine ersten zwölf Jahre auf Wanderschaft, zuletzt drei Jahre in den USA. Aufgrund der vielen Umzüge haben sich Freundschaften immer nur auf Zeit entwickeln können, und vielleicht habe ich deswegen schon immer viel gelesen, alles, was mir in die Finger kam, altersgerecht oder nicht. Taschenweise habe ich Bücher aus Bibliotheken geschleppt und verschlungen, nächtelang, und niemals einen Rückgabetermin überschritten. Schriftliches aber brachte ich kaum zustande, mein Vater musste mir so manchen Schulaufsatz diktieren.

Das änderte sich erst, als wir zurück nach Deutschland zogen. Ich besuchte das Gymnasium Wildeshausen, und meine Lehrer für Deutsch und Englisch weckten in mir die Faszination am geschriebenen Wort, am geschriebenen 'perfekten' Wort, die mich bis heute nicht verlassen hat.

Das Abitur war mein letztes Papier. Ich schlug den sicheren Studienplatz Journalismus aus und zog der Liebe wegen nach Hessen, wo ich zunächst im Reiseverkehrswesen arbeitete, bevor mein Mann und ich 1982 eine Buchhandlung in Niedernhausen am Rande des Taunus gründeten. Mein Hobby wurde zum Beruf. Es gab so wahnsinnig viel zu entdecken, ob es sich um das neueste Werk eines Lieblingsautors handelte oder einen vielversprechenden Erstling, und die Suche nach 'dem' Lieblingsbuch der Saison, das Thema und Sprache zu einem bewegenden Ganzen vereinte, blieb ungeheuer spannend.

Wo blieb da noch Zeit zum Schreiben? Schwierig, zumal ich zu der Zeit noch an Inspiration als Grundvoraussetzung glaubte und die Zweifel an dem Manuskript, an dem ich damals arbeitete, sich gerade heftig verstärkten. Dann las ich eines Tages einen 120-Seiten-Krimi und dachte, das würde ja wohl sogar ich schaffen können. Der Anfang war überaus zäh, ich merkte schnell, dass ich mit dem Umfang nicht hinkommen würde und fürchtete, schon wieder an einem "Großprojekt" zu scheitern. Bis zu jenem Tag unseres ersten Urlaubs in Ostfriesland.

Ich saß unter einem Dachfenster, Wolkenungetüme jagten über einen knallblauen Himmel, ab und zu kündigte sich schon von fern ein Gänseschwarm an, ich hatte einen nagelneuen Laptop vor mir stehen und schrieb drauflos wie nie zuvor in meinem Leben, sechs Seiten Text, einfach so. Das ist mir nie wieder passiert, Standard sind ein bis zwei Seiten pro Tag, vier sind ein Schub, die sechs waren – Schicksal? Egal, der Knoten war geplatzt, und ich wusste, dass ich dieses Projekt beenden würde, komme, was da wolle.

Ich brauchte weitere drei Jahre. Mein Mann war gerade doch noch in den Schuldienst gewechselt, und wir stellten zwar Personal zu meiner Unterstützung ein, aber delegieren ist meine Sache nicht, und so beschränkte sich das Schreiben auf die Ferien und gelegentliche geklaute Sonntage. Natürlich haben sich die Verlage nicht um mein Manuskript gerissen, doch nach den ersten herben Enttäuschungen lernte ich, damit umzugehen, beschränkte mich auf zwei bis drei Versuche im Jahr und schrieb unterdessen am zweiten Roman, begann mit dem dritten, bevor ich den zweiten auch nur einmal angeboten hatte. Das erwies sich als gute Idee, denn es erging mir nicht besser. Hätte ich nicht im Laufe der Zeit so viel Unterstützung und Ermunterung, manchmal von ganz unerwarteter Seite, erfahren, ich hätte wohl aufgegeben, es bei der Schubladenkarriere belassen. Aber manchmal zahlt sich Geduld eben doch aus ...

Mein Mann war kurz vor dem Ruhestand, mir steckten, bei aller Leidenschaft für den Beruf, sechsundzwanzig Jahre Selbstständigkeit in den Knochen, und so übergaben wir unsere Buchhandlung in schwungvollere Hände. Wir fanden ein wie für uns gemachtes Haus in Leer und bereiteten unseren Umzug vor, als der erlösende Anruf kam, der mir einen Verlagsvertrag bescherte.

Wundervolle Jahre. Mit einem Verlag im Rücken und dem Druck von Abgabeterminen ging das Schreiben so viel leichter von der Hand. Ein wundervoller Verlag. Persönliche und überaus herzliche Betreuung, und, fast am besten, jeder, mit dem ich zu tun hatte, war genauso penibel wie ich. Allein, ich segelte unter falscher Flagge. Manuskripte zu regionalisieren ist die schiere Pest, und Leser, die Wert auf wiedererkennbare Restaurants und Straßen legen, wo ich mich mit Atmosphäre begnügte, mussten zwangsläufig enttäuscht werden, sodass Verlag und ich uns gewissermaßen in gegenseitigem Einvernehmen getrennt haben.

Zeit also für einen Neuanfang. Eine neue, etwas frecher geratene Hauptfigur. Und zum ersten Mal ein zeitgeschichtlicher Handlungsstrang. Was voller Elan begann, wanderte jedoch erstmal in die Schublade, als meine pflegebedürftigen Eltern Betreuung brauchten. Jahre, die mir viel abverlangten, aber auch unendlich viel gaben, und die ich um nichts in der Welt missen möchte.

Nun aber ist es geschafft. Mein Manuskript liegt vor, schauen wir mal, was passiert.

Daumendrücken willkommen!